Meine Erstsprache – meine Herzenssprache

Heute ist der Tag der Sprachen. Für mich Zeit, euch ein wenig Einblick in meine Erstsprache zu geben – quasi als Auftragswerk, weil ich darum geben wurde.

Ich versuche schon seit längerem, den Begriff Muttersprache zu vermeiden und ihn stattdessen durch Erstsprache zu ersetzen. Das hat wissenschaftliche und persönliche Gründe. Mein ganzes Leben lerne ich nun schon Sprachen und – für mich als Sprachlehrerin besonders wichtig – auch immer wieder neue Sprachen. Das hat den Vorteil, dass ich auch die mir gegenüber sitzende Perspektive einnehmen kann und nicht vergesse, wie mühsam das Lernen einer Sprache sein kann.

Österreichisch

Eine Sprache zu lernen heißt, lebenslang zu lernen. Man hat nie ausgelernt. Das hat mit den unterschiedlichen Registern einer Sprache zu tun, aber auch damit, dass sich Sprachen immer weiter entwickeln. Bei all der Weiterentwicklung sollten aber auch alte Sprachelemente bewahrt werden und gerade in diesem Bereich lerne ich für mich ständig dazu. Mit einem traurigen Auge merke ich nämlich, wie sehr unsere österreichische Varietät unter dem bundesdeutschen Einfluss „leidet“. Österreichische Wörter werden durch ihre deutsche Entsprechung ersetzt. Als ein Beispiel für meine österreichischen Kolleg*innen: Paradeis(er) oder Tomate? Ich nehme mich da selbst nicht aus und stattdessen gerne an der eigenen Nase. Deutsche Fernsehsender, Synchronisierungen und Übersetzungen spielen hier sicherlich eine Rolle. Manchmal auch das fehlende Bewusstsein.

Quelle: Pixabay

Ich habe für Ö1 macht Schule einen Beitrag zum Thema Österreichisch aufbereitet:

Aber um’s Österreichische geht’s mir heut gar nicht so sehr. Ich bin zwar Österreicherin, ja, aber mit vollem Herzen Steirerin. Klingt seltsam? Naja, ich fühle mich genauso als Europäerin, aber tief im Herzen, da schlägt ein grünes Herz (nein nicht auf den Fußball bezogen!). Und das ist mir heut so richtig schön bewusst geworden:  Ich war in Wien und alle haben Salat gegessen. Nur ich nicht. Warum? Weil es kein Kernöl gibt. Kein Stereotyp – Vogerlsalat muss mit Kernöl abgemacht werden. Alles andere ist einfach nicht echt…

Sprachenbiographie

Ich lasse meine Studierenden am Anfang des Semesters immer eine Sprachenbiographie zeichnen bzw. schreiben. Und ich finde es immer wieder spannend, dass sie auf ihren Dialekt vergessen (bitte alle Sprachwissenschaftler*innen mögen mich jetzt nicht steinigen). Das Switchen von Dialekt zu Hochsprache ist aber, in meinen Augen, bereits ein Beweis für die Mehrsprachigkeit des Menschen.

Man gebe mir eine*n Gesprächspartner*in aus der Gegend, in der ich aufgewachsen bin und ich bin in Null-komma-Nix in meiner Erstsprache. Einige Elemente davon hab ich mir auch in der abgeschwächten Grazer Variante behalten, einiges davon behalte ich auch, wenn ich im Ausland Vorträge halte. Gerade so, dass ich mich noch wohl fühle und authentisch bleibe. Sobald ich emotional werde, werde ich aber auch dialektal.

Meine Herzenssprache: Steirisch

Und wie schön und vielfältig Steirisch sein kann, möchte ich an ein paar Beispielen zeigen. Ein beinahe programmatisches Lied von Pizzera & Jaus ist sicherlich Dialekt’s mi.

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Gerade diese beiden singenden Kabarettisten oder kabarettierenden Sänger sind ein gutes Beispiel für zwei Varietäten des Österreichischen: Wienerisch und Steirisch. Ein zweites schönes Beispiel ist hier sicherlich die Hymne für alle Studenten:

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Bekannt wurde Paul Pizzera als Poetry Slammer – sein Bachelor ist nicht nur für Studierende der Karl-Franzens-Universität Graz lustig:

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Der Steirer lässt sich nicht überhören. Die kleine Matura? Führerschein und Tanzkurs 😉 Und wenn dieser Text noch weitgehend verständlich ist, wie ist es mit Oaspoan?

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Oder dem folgenden Beispiel, bei dem ich immer wieder Tränen lache? Der Titel ist ja eigentlich harmlos: Bruder in Graz:

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Mia foahn auf Graz eini 😉 Umma Viatl iwa Neini 😉 Oder wie wär’s mit einem kurzen Einführungskurs ins Grüßen und Schimpfen?

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Beispiele gäbe es genug… Und das EINE Steirische gibt’s ja auch nicht. Einige Stereotype werden ja immer wieder gerne bedient – wie bei Die Seer: Des olls is Hoamat:

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Ist es nur Stereotyp? Ich weiß nicht so recht… Aber eines weiß ich, wir haben mindestens drei Hymnen 😉

Die Steirische Landeshymne

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Gert Steinbäcker: Steiermark

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Die Kern Buam: Steirischer Brauch

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Auch sehr schön: Heast as net, im Original von Hubert von Goisern, hier in der Version von Conchita und Ina Regen:

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Ich könnte noch viele weitere Beispiele geben und mir geht grad selbst das Herz auf. Das war ein kleiner Einblick in meine Erstsprache, meine Herzenssprache. Und wenn ihr mich richtig zwida macht oder emotional erwischt, dann könnt ihr sie auch hören…

2 Gedanken zu „Meine Erstsprache – meine Herzenssprache

  • September 27, 2019 um 9:24 am Uhr
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    Geila Beitrog Elke. Jo steirisch is schoa wos scheins! 🙂
    Und dounkschein fia die Jutjubvideos, hob olle scho leinga nimma ghert und hob wieda ounsteindig glocht.

    Und wos ma noch Pizzera und Steiermoark glei eingfolln is, woa da Stipsits mit seim Fiaschtnföuld.
    https://www.youtube.com/watch?v=k-hL36pKfCg

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    • September 27, 2019 um 10:03 am Uhr
      Permalink

      Mahhh… Deis hob i gaunz vagessn! Hiaz loch i grod! 😀

      Antwort

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