Emojis im Sprachenunterricht: eine Auswahl an Methoden

Emojis sind mehr als nur kleine Bilder. Sie haben eine Funktion. Und sie lassen sich im Sprachenunterricht verwenden. Ich habe meine zehn primären Nutzungen zusammengeschrieben.

Von der Höhlenzeichnung zur gesprochenen Sprachen, von der Bilderschrift zur Schriftsprache zur Bildsprache. Diese Parallele ist schon öfter gezogen worden. Emojis: Die modernen Hieroglyphen beherrschen die Displays unserer Zeit oder Von Hieroglyphen zu Emojis – Altertumsforschung oder Die Weltsprache unserer Zeit oder Das Museum of Modern Art nimmt Emojis in die Sammlung 🙂. Die Liste der Headlines unterschiedlicher Medientypen ließe sich noch um einiges verlängern.

Quelle: Pixabay

Fakt ist jedenfalls, dass die kleinen Bildchen Teil unserer Kommunikation und dabei individuell oder gruppenspezifisch geprägt sind. Sie bieten sich (auch) deshalb für den Einsatz im Sprachenunterricht an. Ich habe zehn Methoden zusammengefasst, die ich selbst gerne einsetze. Ich freue mich aber natürlich über Ergänzungen und auf weitere Inspirationen!

Eine Sammlung von Links findet sich – wie gewohnt – in einem Padlet: Emojis als Ressource zum Sprachenlernen.

1. Titel raten

Viele von uns kennen es: Gerade zu Weihnachten gibt es in den Timelines immer wieder rätselhafte Emoji-Kombinationen, hinter denen sich Lieder oder Filme verstecken. Dabei kann der Titel oder auch die Handlung in einer Kurzzusammenfassung wiedergegeben werden.

Das Positive: Die Lerner*innen müssen Wörter zu den Bildern finden, die manchmal eher konnotativ sind. Oder anders: Emojis können Ikon oder Symbol sein. Die Deutung kann variieren.

Zusätzlich: Die Lernenden können nicht nur Titel erraten sondern auch selbst Rätsel erstellen. Dabei müssen sie die passenden Emojis für die Aussage finden (Ikon oder Symbol). Dies ist gerade bei Verben interessant.

2. Wortersetzungen

Einzelne Wörter in einem Text werden durch ein Emojis ersetzt. Dies kann durch die Lehrperson erfolgen, aber auch die Lernenden können selbst derartige Lückentexte 2.0 erstellen.

Das Positive: Die Emojis helfen beim Finden schwieriger Wörter. Sie können auch als Feedback eingesetzt werden.

3. Kurzzusammenfassungen schreiben

Die Lernenden fassen einen Text (fiktional oder faktual) anhand von Emojis zusammen. Dabei werden ausschließlich Emojis verwendet. Dies ist bei Märchen zum Beispiel einfach möglich – siehe eine kleine Sammlung – ließe sich aber auch für aktuelle Serien auf Netflix oder Filme beispielsweise durchführen.

Hier noch ein zweites Beispiel – wer raten möchte, sollte nur den Ausgangstweet ansehen, die Lösung versteckt sich im Thread:

Zusätzlich: Nicht nur Zusammenfassungen vorhandener Texte können geschrieben werden, sondern auch kreative, eigene Texte. Die Texte können weitergegeben werden und von anderen verschriftlicht. Trifft die Geschichte die Emoji-Variante?

4. Personenbeschreibungen

Die Lernenden erstellen von sich eine Personenbeschreibung, nutzen dafür aber nur Emojis. Die Personenbeschreibungen werden anschließend gemischt und die Gruppe versucht zu erraten, um wen es sich handelt.

Das Positive: Eine Abwechslung bei Vorstellungsrunden schadet nie.

Zusätzlich: Lehrpersonen können Kategorien vorgeben, sie können den Lernenden aber auch völlig freistellen, was sie von sich preisgeben wollen. Dies lässt auch eine Variation in den Niveaustufen, beginnend bei A1, zu.

5. Vokabellernen mit Bildern

Vokabel lassen sich zwischendurch auch mit Bildern lernen. Hierfür können Emojis herangezogen werden. Sie sind einheitlich in der Größe und in der Form und lassen sich so leicht in Applikationen, wie LearningApps, integrieren.

Das Positive: Neben dem Wort wird auch ein Bild abgespeichert – eine duale Kodierung erfolgt, die als lernwirksam gilt. Außerdem macht es zwischendurch auch Spaß.

6. Metaebene

In regelmäßigen Abständen kommen neue Emojis dazu. Die Lernenden sehen sich an, welche Emojis in den letzten Jahren dazu gekommen sind. Sie stellen Hypothesen auf, warum es genau diese Emojis waren und was die Wahl über die gesellschaftliche Situation aussagt.

Das Positive: Mithilfe dieser Arbeit können Themen wie Inklusion und Diversität gut behandelt werden.

Zusätzlich: Die Lernenden begeben sich auf die Suche nach noch fehlenden Emojis. Was sollte berücksichtigt werden beim nächsten Mal?

7. Präferenzen erkennen

Es ist wichtig, die eigene Mediennutzung zu reflektieren. Die Lernenden sehen sich an, welche Emojis sie in den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen hauptsächlich benutzen. Finden Sie eine Erklärung für die Nutzung? Warum nutzen sie genau diese Emojis?

Das Positive: Die Lernenden sehen, wie individuell oder gruppenspezifisch die Emoji-Nutzung ist.

Zusätzlich: Die Lernenden können ihr Umfeld nach dessen Top-5-Emojiliste befragen – die Eltern, Großeltern, Freund*innen. Gibt es je nach Gruppe Unterschiede? Worin liegen diese begründet?

8. Missverständnisse vermeiden

Manchmal bekommt man Emojis, die für einen selbst eine andere Bedeutung haben als für das sendende Gegenüber (Denotat vs. Konnotat). Das hat damit zu tun, dass viele Emojis keine eindeutige Bedeutung haben. Sie sind mehrdeutig; Missverständnisse können die Folge sein.

Das Positive: Die Lernenden könnten sich überlegen, welche Emojis mehrere Bedeutungen haben. Sie betrachten ihre eigenen Emojis und halten fest, welche Bedeutung diese für sie persönlich haben. Die Lehrperson könnte hierfür auch eine Liste erstellen. Die Ergebnisse werden anschließend verglichen. Was zeigt sich?

Zusätzlich: Eine weiterführende Recherche könnte weitere Ergebnisse liefern – es gibt zahlreiche Beispiele für z.B. sexualisierte Emojis, deren Bedeutung man kennen sollte.

9. Interkulturelle Bildung

Emojis haben in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. So wird im asiatischen Raum ein stärkerer Fokus auf die Augen gelegt, im europäischen Raum eher auf den Mund. Farben, Mimik und Gestik tragen in unterschiedlichen Ländern und Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Diese können im Unterricht erarbeitet werden.

Das Positive: Emojis erscheinen als „Universalsprache“ oder „Weltsprache“, kulturelle Unterschiede müssen dennoch beachtet werden.

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10. Historische Veränderung

Emojis haben eine Geschichte. Warum nicht diese auch in den Unterricht bringen – von der Doppelpunkt-Bindestrich-Klammer-Variante des Emoticons zum Emojis ist ein langer Weg. Damit ließen sich die Zeiten der Vergangenheit mit einem spannenden Thema verbinden.

Zusätzlich: Emojis schauen je nach Device und Betriebssystem anders aus. Sie verändern sich aber auch mit der Zeit (bzw. haben sich verändert). Das kann man bei Emojipedia gut nachvollziehen. Die Lernenden stellen Hypothesen auf, warum es zu diesen Änderungen gekommen ist.

11. Geschichten-Stille-Post (Danke an Georg Schlamp | @georgschlamp1)

Er beschreibt die Methode selbst:

Ein Schüler schreibt eine kurze Geschichte, gibt sie seinem Partner. Dieser übersetzt die Geschichte in Emojis und gibt sie dem nächsten Partner. Der macht aus den Emojis wieder eine Geschichte in Worten. Dann können Ausgangs- und Ergebnis-Text miteinander verglichen werden. Oder man spielt noch ein wenig weiter. Variante: Zwei Partner schreiben je eine Geschichte in Worten, geben Sie dem Partner, sie in Emojis übersetzt. Dann vergleichen Sie jeweils. Wichtig ist, dass beide einmal Text, einmal Emojis schreiben. Das Ganz geht natürlich auch mit ChatGPT als Sparringspartner.

Georg Schlamp & ChatGPT

12. Emoji-Bingo (Danke @MsReed)

Eine weitere Ergänzung kommt von @MsReed auf – ein Emoji-Bingo. Das lässt sich mit Hauptwörtern gut spielen, aber auch mit Verben, mit Farben und mit Emotionen:

13. Emoji-Board (Danke Carola Heinecke | @carola_heinecke)

Das Emoji-Board ist als Visualisierung einer Lektüre gedacht und kann im Unterricht auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden. Hier ein Beispiel:

Praktisches

  • Ähnlich wie bei Geschichtenwürfeln gibt es auch einen Random Emoji Generator, der wie ein Prompt eingesetzt werden kann. Man klickt auf „and then“ und ein weiteres Emoji wird hinzugefügt. Die Lernenden schreiben und erzählen – einzelnen, abwechselnd oder in einer Gruppe – die vorhandene Geschichte.
  • Es gibt zahlreiche Emoji-Sammlungen, aus denen man Emojis einfach kopieren und in Texte einfügen kann. Ich arbeite hauptsächlich mit Emojipedia und Emojiterra. Zweiteres ist auf Deutsch und somit auch für jüngere Lerner*innen gut geeignet.
  • Weiters gibt es zahlreiche Sammlungen, die die Bedeutung von Emojis erklären. Für den Sprachenunterricht empfehle ich Emoji Meanings.  Die Seite kann in verschiedene Sprachen „übersetzt“ werden (rechts oben kann die Sprache angepasst werden).
  • Eine Sammlung zum Thema Emojis findet sich bei Helmut Pecher auf SchoolTools – diese Sammlung geht über den Sprachenunterricht hinaus.
  • Auch die Seite Educational Technology and Mobile Learning hat eine gute Zusammenstellung geteilt: Emojis in Learning – Best Apps and Tools for Teachers.
  • Es gibt einen Emoji-Translator, der Text in Emojis übersetzen kann. Hier gibt es unterschiedliche Sprachen, die die Basis bilden können. Ähnliches lässt sich auch mit ChatGPT durchführen:

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