Der Viktor-Obendrauf-Preis wird an der Universität Graz für ausgezeichnete Abschlussarbeiten im Bereich der Fachdidaktik vergeben. 2023 geht einer der Preise an eine Masterarbeit, die ich betreuen durfte.
Im Zuge der Verleihung am 8. März 2023 durfte ich eine Laudatio halten, auf die Arbeit aber auch den Studierenden, der hinter dieser Arbeit steht: Tizian Ruckenbauer. Wer die Arbeit nachlesen will, findet sie auf der Open-Access-Plattform der Universität Graz. Und sie ist mehr als nur lesenswert. Nicht nur, weil Tizian Ruckenbauer ein Humorcurriculum entwickelt, sondern auch weil er Memes rechtskonform in den Spanischunterricht bringt und hierfür auch eigene Materialien entwickelt hat, die auf sein Humorcurriculum gründen.
Ich hatte es gestern vor der Laudatio schon angekündigt. Die Moderation des Tags des Fachdidaktik war für mich ohne große Nervosität möglich. Vor der Laudatio war aber auch ich ein wenig nervös. Es ist einfach so schön, wenn man Studierende (Lernende) ein Stück ihres Weges begleiten darf und am Ende des Tages so viel zurück bekommt. Nämlich so viel Lächeln, so viel Freude. Ich glaub, das ist auch einer der Gründe, warum ich meinen Beruf so mag.
Laudatio
Humor ist der Spiegel einer Gesellschaft und einer Zeit. Was als humorvoll wahrgenommen wird, ist subjektiv und kulturell und altersbedingt unterschiedlich. Was den einen lauthals lachen lässt, löst bei der anderen möglicherweise nicht mal ein Lächeln aus. Internet-Memes als Image Macro sind ein aktuelles Beispiel. Fix in der Jugendkultur verankert, lösen sie bei Erwachsenen oftmals Kopfschütteln aus. Wohl auch, weil Erwachsene weniger humorkompetent sind. Aktuelle Anspielungen und Verweise werden nicht erkannt, Bezüge nicht hergestellt. Die symmediale Bedeutungsverschmelzung erschließt sich nicht.
Humorkompetent ist man, wenn man in der Lage ist, humorvolle Situationen wahrzunehmen, humorvolle Ausdrucksweisen zu verstehen und adäquat auf humorvolle Situationen zu reagieren. Humorkompetenz meint aber auch die Fähigkeit, Humor in sozialen Interaktionen einzusetzen, um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen und humorvolle Situationen zu interpretieren und angemessene Verhaltensweisen in Bezug auf Humor zu zeigen. Humorkompetenz kann aber gelernt werden.
Dass Humor und Humorkompetenz zwar Teil unser aller Alltagswelt sind, ihnen in der Schule aber wenig Bedeutung zugemessen wird, nahm Tizian Ruckenbauer zum Anlass, seine Masterarbeit mit dem Titel Das didaktische Potenzial von Memes für den Erwerb von Humorkompetenz im Spanischunterricht an österreichischen Sekundarstufen zu verfassen. In dieser Arbeit analysierte er nicht nur das didaktische Potential von Memes im Spanischunterricht und schloss damit eine Forschungslücke für die Sprachendidaktik, sondern er entwickelte auch ein eigenes Humorcurriculum zur Berücksichtigung von Humor im Spanischunterricht, das er – kritisch, wie Herr Ruckenbauer nun mal ist – in seiner Theoriehaftigkeit verortete und als Forschungsdesiderat die empirische Überprüfung einforderte.
„Im Garten des Lebens ist Humor der beste Dünger.“ In einer Zeit von Katastrophen, Fake News und negativen Schlagzeilen gilt dieses Sprichwort wohl umso mehr. Die Dosis macht aber bekannt auch das Gift. Wohldosiert zeigt Herr Ruckenbauer in seiner Masterarbeit verschiedene Perspektiven auf, Image Macros vom Typ Meme, die nicht selten Gesellschaftskritik humorvoll verpacken, einzusetzen, um produktive und rezeptive Sprachkompetenzen ebenso zu trainieren wie Media Literacy, Visual Literacy und eben Humorkompetenz.
Ich gratuliere Herrn Ruckenbauer zur – im mehrfachen Wortsinn – ausgezeichneten Arbeit. Mit einem Zitat aus der prämierten Masterarbeit möchte ich abschließend Ihre Humorkompetenz testen: Welches Tier bekommt niemals E-Mails? – Das Ka-Mail.